Kabinettausstellung und Reformationsdruck
„Nicht ein Genuss allein. Das Septembertestament von 1522“ ist der Titel der neuen Kabinettausstellung, die am Reformationstag, am Dienstag, dem 31. Oktober, um 14 Uhr im Museum der Stadt Zerbst/Anhalt eröffnet wird.
Nichts hat so nachhaltig für die sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Umbrüche gesorgt wie der Anschlag der 95 Thesen Luthers in Wittenberg. Luthers Persönlichkeit, sein Wirken, seine Gedanken verändern die Landkarte Europas. Mit der Bibelübersetzung wird zugleich eine eigene protestantische Bild- und Sprachtradition etabliert.
„Die Lösung vom engen Wortlaut der Textvorlage hin zur Suche nach Begriffen, die den Sinn einer Bibelstelle am treffendsten wiedergaben, ließ Luther zu einem bedeutenden Wortschöpfer werden. Viele eigens für die Luther-Bibel gebildete Begriffe waren neu und gingen rasch in den deutschen Sprachschatz ein. Bis heute werden sie genutzt, ohne dass den Menschen immer deren Ursprung bewusst ist: Feuereifer, Nächstenliebe, Herzenslust, Ebenbild, Morgenland, Feuertaufe, Judaslohn, Bluthund, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Lockvogel, Lästermaul, Gewissensbisse – all diese Begriffe gehen auf die Wittenberger Bibelübersetzung zurück.“
Einer der ersten evangelischen Pfarrer in Zerbst an der Kirche St. Bartholomäi ist 1522/23 Johannes Luckow. Noch in seinem Mönchsgewand wird er zum Wegbereiter der Zerbster Reformation. Die Besucher können sich an diesem Tag das Exlibris des Franziskaners als besonderen Druck selbst herstellen.
Die Wanderausstellung zum 500-jährigen Jubiläum der ersten Luther-Bibel wurde gemeinsam von der Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg/ Dr. Matthias Meinhardt und der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten/ Dr. Axel Lange und Prof. Dr. Günther Frank konzipiert.
Die Ausstellung ist bis zum 21. Januar 2024, donnerstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr, im Museum am Weinberg zu sehen.