Johann Friedrich Fasch
1688 - 1758
Hochfürstlicher Anhaltischer Hofkapellmeister zu Zerbst von 1722 bis 1758
1688
15. April: Johann Friedrich Fasch wird in Buttelstedt bei Weimar geboren, als erstes Kind des Schulrektors Friedrich Georg Fasch (gest. 1700) und seiner Frau, der Pastorentochter Sophia Wegerig (auch Wegerich)
1700
Nach dem Tod des Vaters wird Fasch von dem Kaplan Gottfried Wegerig, einem Bruder seiner Mutter, betreut. Kammermusicus und Tenorist Scheele vermittelt ihn als Kapellknaben an die Weißenfelser Hofkapelle, einer wichtigen Pflegestätte der frühdeutschen Oper. Der Hofkapellmeister Johann Philipp Krieger (1649-1725), ein bedeutender Komponist früher deutschsprachiger Opern, fördert Faschs musikalisches Talent.
1701-1707
Fasch wird Schüler der Thomasschule unter Kantor Johann Kuhnau (1660-1722) in Leipzig. Autodidaktisch studiert er Klavier und Violine und verfaßt erste Vokalkompositionen zu Texten Menantes' (Chr. Fr. Hunold). Er komponiert u.a. Overtürensuiten nach den Vorbild G. Ph. Telemanns, die das studentische Collegium musicum erfolgreich aufführt.
1708
Fasch studiert Jura in Leipzig und gründet das "zweyte ordinaire Collegium musicum". Zu den Mitgliedern zählen J. D. Heinichen, G. H. Stölzel und J. G. Pisendel. Fasch komponiert zahlreiche Gelegenheitswerke.
1710
Fasch wird mit der Gestaltung von Gottesdiensten und akademischen Festveranstaltungen der Leipziger Universität durch sein Collegium musicum beauftragt.
1711-1713
Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz erteilt Opernaufträge an Fasch zur Peter-Paul-Messe in Naumburg und später für den Zeitzer Hof ("Clomire", "Lucius Verus" und "Die getreue Dido"). Statt der von Fasch erbetenen Studienreise nach Italien gewährt der Herzog ihm nur eine Empfehlung an den Hof zu Gotha.
1713-1715
Musikalische Gesellenreise durch Süd- und Westdeutschland, u.a. Gotha, Kassel, Frankfurt, Ansbach, Bayreuth, Gera. Fasch erhält 14 Wochen lang kostenlosen Kompositionsunterricht bei seinem ehemaligen Thomasschul-Präfekten, dem Hofkapellmeister Christoph Graupner zu Darmstadt und dessen Konzertmeister Gottfried Grünewald. Nach seiner Reise tritt Fasch 1715 eine Stelle als "Secretair und Cammerschreiber" in Gera an.
1717
Am 16. November heiratet Fasch die Pastorentochter Johanna Christiane Laurentius in Roben bei Gera.
1719
Am 7. Mail 1719 tritt Fasch eine Stelle als Stadtschreiber (später zusätzlich als Organist) in Greiz an.
1720
Faschs älteste Tochter Sophie Maria wird um den 22.Januar in Greiz geboren. Sie besucht ab Mai 1732 das "Fräuleinstift" in Köthen und stirbt am 13.Mai 1746.
Am 4. Oktober stirbt Faschs Frau nach der Geburt des Sohnes Christian Friedrich im Kindbett; dieser stirbt am 15.März 1721.
1721
Am 29.September 1721 verläßt Fasch aus familiären und beruflichen Gründen Greiz und wird "Componist" im Dienste des Grafen Morzin in Prag, für den er auch noch später schöpferisch tätig war. Antonio Vivaldi widmete Morzins Orchester 1725 seine Vier Jahreszeiten.
1722
Auf Vermittlung seines Freundes und Amtskollegen G. H. Stölzel tritt Fasch am 29.September den Hofkapellmeisterdienst am Anhalt-Zerbster Hof an und schlägt im Dezember deswegen die vakante Thomaskantorenstelle zu Leipzig aus.
Fasch hat ein außerordentlich umfangreiches Arbeitspensum zu absolvieren: Er vertont einen doppelten Kirchenkantatenzyklus, eine Passion sowie weltliche Vokalwerke (Serenaten) und verfaßt Instrumentalkompositionen zu den fürstlichen Feierlichkeiten.
1727
Fasch komponiert während seines Studienbesuches in Dresden lateinische Figuralmusik und Instrumentalwerke, die von seinem Jugendfreund, dem Dresdner Hofkapellmeister J. D. Heinichen, durchgesehen werden. Fasch besucht die als Tafelmusiken getarnten Bibelstunden des Pietisten Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, mit dem er in den 1730er Jahren regelmäßig korrespondiert. Dort lernt Fasch die Pastorentochter Johanna Helena Simers aus Kmehlen (gest. 1743) kennen, die er am 21. Juli 1728 in Groß-Kmehlen ehelicht.
1728
Am 16.Juni wendet sich Fasch an Johann Mattheson, den Herausgeber der Zeitschrift "Der musicalische Patriot" in Hamburg, mit der Bitte um Vermittlung von Amtskollegen, die Kantatenjahrgänge mit Fasch tauschen wollen. Ein "Musicalien=Wechsel", der sich auf Zerbst, Dresden,Darmstadt und andere Städte erstreckt, beginnt.
Um 1730
Fasch liefert bis mindestens 1755, dem Todesjahr seines Freundes, des Konzertmeisters J. G. Pisendel, zahlreiche Instrumentalwerke für die Dresdner Hofkapelle. Faschs zweite Tochter, Johanna Friedericka, wird vor Mai 1732 in Zerbst geboren. Seine pietistische Haltung bringt Fasch in Konflikte mit der lutherisch-orthodoxen Zerbster Geistlichkeit.
1736
Am 18.November 1736 wird Carl Friedrich Christian Fasch geboren, dessen älterer Bruder August Friedrich Christian (geb. 1735) wahrscheinlich im Säuglingsalter verstarb. Fasch junior ist als Begründer der Sing-Akademie zu Berlin in die Musikgeschichte eingegangen.
1743
Im März erstellt Fasch ein Inventarverzeichnis der Kompositionen in der fürstlichen Musikbibliothek ("Concert=Stube des Zerbster Schlosses"). Es finden sich zahlreiche Werke des Hamburger Musikdirektors G. Ph. Telemann sowie französischer und italienischer Komponisten, insbesondere von A. Vivaldi.
1745
Fasch komponiert eine Serenata anläßlich der Eheschließung der Anhalt-Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike mit Großfürst Peter von Rußland am 1. September (1762 besteigt sie als Katharina II. den russischen Thron).
1753
Fasch reist mit seinem Sohn Carl Friedrich Christian zu J. G. Pisendel nach Dresden und besucht einen katholischen Gottesdienst, der den Sohn zutiefst beeindruckt.
1755
Am 29.Oktober bewirbt sich Fasch um die Stelle des Musikdirektors und Kantors zu Freiberg, wird jedoch aufgrund seines fortgeschrittenen Alters abgewiesen. Sein Leben ist durch finanzielle Schwierigkeiten gekennzeichnet.
1758
Im Sommer und Herbst weilen aufgrund des Siebenjährigen Krieges Carl Friedrich Christian Fasch, seit 1756 zweiter Cembalist Friedrichs des Großen, und sein Amtskollege Carl Philipp Emanuel Bach in Zerbst. Bach schreibt Klavierwerke und könnte wie Fasch junior dem kranken Vater durch das Komponieren geistlicher Werke ausgeholfen haben. Fasch stirbt am 5. Dezember 1758 in Zerbst. Seine Tochter Johanna Friedericka organisiert das Begräbnis.
Die Internationale Fasch-Gesellschaft e.V. Zerbst erforscht und popularisiert heute das Leben und Schaffen Johann Friedrich Faschs und seines in Zerbst geborenen Sohnes Carl Friedrich Christian Fasch.