Der Barockbaumeister Friedrich Joachim Michael Stengel
Friedrich Joachim Michael Stengel wurde am 29. September 1694 in Zerbst geboren. Schon 1708 nahm er an der Berliner Akademie das Studium der mathematischen Wissenschaften und der zivilen Baukunst auf.
1712 ging er auf Reisen nach Italien, um dort die italienische Architektur kennen zu lernen. 1721 erhielt er Aufträge zur Anfertigung von Grundrissen vom regierenden Fürsten am Hofe zu Fulda. Stengel setzte ein Jahr später den Bau des Fuldaer Residenzschlosses fort bis zu dessen Vollendung.
In Gotha war er ab 1730 als Ingenieur tätig, 1733 avancierte er zum Hofarchitekten in Nassau-Usingen. Hier war die Modernisierung des Schlosses Biebrich eine seiner ersten Aufgaben. 1737 schuf er den Entwurf für den Neubau des Residenzschlosses in Saarbrücken, mit dessen Bau 1739 begonnen wurde. Seit dieser Zeit lebte die Familie Stengel in Saarbrücken.
Zirka seit September 1750 versucht die Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, die Mutter der russischen Zarin Katharina II., den Baumeister Stengel für den Bau eines attraktiven Witwensitzes in Dornburg an der Elbe zu gewinnen. März 1751 reist Stengel nach Zerbst, zu jener Zeit wurde mit dem Bau des Dornburger Schlosses begonnen. Stengel erteilt den ortsansässigen Handwerksmeistern seine Instruktionen und lenkt den Dornburger Schlossbau>aus der Ferne<, sozusagen >per Brief<.
Dornburger Schloß (Landkreis Anhalt-Zerbst)Dornburger Schloß (Landkreis Anhalt-Zerbst)
1752 siedelt seine Familie nach Saarbrücken um, ein Jahr später wird Stengel Wirklicher Kammerrat und Generalbaudirektor. 1762 erfolgt die Grundsteinlegung der Ludwigskirche in Saarbrücken und die Bebauung des Saarbrückener Ludwigsplatzes. 1775 erlebt Stengel die Einweihung seiner Ludwigskirche.
Katharina II. , die vom Talent Stengels wusste, versuchte ihn für Russland zu werben, aber Stengel lehnte dieses Angebot ab. Sein Sohn Johann Friedrich ging 1776 nach Twer und St. Petersburg, um dort als Kaiserlicher Hofarchitekt zu wirken.
Friedrich Joachim Michael Stengel war nicht nur Fachmann in architektonischen Fragen, sondern er interessierte sich ebenfalls für die physikalisch-technischen Wissenschaften. Stengel präsentierte z.B. schon 1729 dem Fürstabt von Zelle ein Leuchtbarometer .
Am 10. Januar 1787 verstarb Friedrich Joachim Michael Stengel in Saarbrücken.
Literaturempfehlung:
Katalog des Saarlandmuseums Saarbrücken zum 300. Geburtstag F.J.M. Stengels 1994
1997 gründete sich die Stengel Gesellschaft Dornburg/Anhalt-Zerbst mit dem Ziel, das Andenken an den großen Baumeister zu pflegen und dazu beizutragen, dass die unter seinem maßgeblichen Mitwirken im anhaltischen Dornburg entstandenen Bauten möglichst originalgetreu erhalten bleiben und sinnvoll genutzt werden.